Schleichwerbung oder Kultjubel? Anthony Modeste vom Fußball-Bundesligaverein 1. FC Köln hat mit seinem Torjubel beim 3:1 gegen Arminia Bielefeld für Diskussionen gesorgt und sich einen kräftigen Rüffel von seinem Trainer eingefangen. Der Franzose war nach seinem Treffer zum 2:1 in der 43. Minute hinter das Tor gelaufen, wo er in einer FC-Tüte aus dem Fan-Shop eine Packung des von ihm produzierten Kaffees deponiert hatte und hielt diesen in die Kamera.
Danach warf er das Paket in die Ränge. „Ich vergesse nie, wo ich herkomme“, sagte Modeste nachher mit einem Augenzwinkern. „Das war ein kleines Dankeschön, weil die Fans uns immer unterstützen. Also habe ich ein bisschen Kaffee geschenkt. Mein Trikot kann ich nicht geben.“ Nach dem Spiel verteilte Modeste, der die Packung im Spiel in einer Tüte hinter dem Tor platziert hatte, weitere Geschenke an die Fans.
Sein Coach Steffen Baumgart fand die Aktion aber weniger lustig: „Das ist immer dünnes Eis im Fußball. Du darfst nicht überdrehen, Sonst kriegst du meistens, so habe ich es kennengelernt, vor die Fresse. Das ist ein bisschen hart ausgedrückt jetzt, mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ Und dann wurde Baumgart allgemeiner: „Es ist so, dass man auf dem Teppich bleiben und klar bleiben muss.“ Es sei „schön, dass wir die Punkte haben. Aber wir sollten schon wissen, wo wir herkommen. Wir sollten gar nicht erst darüber nachdenken, dass viele Sachen von alleine gehen. Das wird nicht funktionieren.“
Sky-Experte Dietmar Hamann rechnet mit weiterem Ärger für den Torjäger. „Er wird eine Strafe bekommen, auch zurecht“, sagte der frühere Nationalspieler. „In der heutigen Zeit, wo es viel um Kommerz geht, wo das Verhältnis zwischen Fans und Spielern angekratzt ist, ist das wenig sensibel. Da habe ich wenig Verständnis für.“ Im Dezember hatte Modeste seine eigene Kaffee-Marke vorgestellt.
Der frühere Fußball-Nationalspieler Jonas Hector musste sich derweil nach einem Zusammenprall zu Beginn des Spiels in der Kabine nähen und dann doch freiwillig auswechseln lassen. „Er hatte eine ziemlich tief klaffende Wunde“, sagte Thomas Kessler, Leiter des Lizenzspielerbereichs beim FC: „Wir haben ihn in den Katakomben genäht und ihn Checks unterzogen. Die hat er bestanden und hat gesagt, dass es geht. Deshalb ist er zurück aufs Spielfeld gekommen. Dann hat er aber gemerkt, dass er ein bisschen Kopfschmerzen bekommt und etwas Schwindel verspürt. Und dann ist es vorbildlich, wenn er von selbst sagt, dass es nicht funktioniert.“
Brummschädel mit Turban: Köln-Kapitän Jonas Hector
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Bild: dpa
Trainer Baumgart erklärte, Hector habe „das Gefühl gehabt, dass er bei einigen koordinativen Sachen wie beim Einschätzen des Balles Probleme hat“. Der Kölner Kapitän war nach drei Minuten mit dem Bielefelder Alessandro Schöpf zusammengeprallt, danach für neun Minuten in der Kabine verschwunden und mit einem Kopfverband zurückgekommen. Eine Viertelstunde nach seiner Wiederkehr verließ er das Spielfeld. „Wir werden ihn nun noch mal genaueren Checks unterziehen. Wenn Spieler über Übelkeit und Schwindel klagen, haben wir eine Sorgfaltspflicht“, sagte Kessler: „Aber ich hatte nach dem Spiel den Eindruck, dass es ihm besser geht.“
Für Schöpf ging die Sache glimpflicher aus, er stand bis zur 85. Minute auf dem Platz. „Es war eine Art Boxer-Cut, aber zum Glück nicht so schlimm“, sagte Interimstrainer Marco Kostmann: „Es wurde über dem Auge geklebt. Da bleibt eine kleine Narbe, aber das ist der Reiz des Makels.“ Bei Bielefeld herrschte auch deshalb so große Erleichterung, weil in den vergangenen drei Spielen Fabian Klos, Cedric Brunner und Fabian Kunze mit Kopfverletzungen ausgewechselt werden mussten.
Dennoch spitzt sich der Abstiegskampf für die Arminia immer mehr zu – der Trainerwechsel von Frank Kramer zu Kostmann hat noch nichts Zählbares bewirkt. „Es dürfen einige Gegentore nicht fallen. In diesem Moment bin einfach nur enttäuscht“, sagte Torwart Stefan Ortega bei Sky. Die mitgereisten Fans versuchten, ihr Team nach dem Abpfiff aufzumuntern. Denn der nächste Gegner auf der Alm ist Hertha BSC.
Die Ostwestfalen verdienten sich gute kämpferische Noten, aber es reichte nicht, um den keineswegs voll überzeugenden Rheinländern einen Punkt abzutrotzen. „Wir haben eine anständige Leistung gezeigt, aber wir haben nichts geholt“, sagte Bielefelds Offensivspieler Patrick Wimmer, „wir hatten eine gute Trainingswoche, aber der Kampf wurde nicht belohnt.“

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Es war die siebte Niederlage aus den vergangenen acht Spielen – die Arminia belegt weiter den 17. Tabellenplatz und ist in akuter Abstiegsgefahr. Immerhin wurde endlich mal wieder ein Tor erzielt, wenngleich dafür ein Kölner herhalten musste. Mark Uth (3.), Modeste (43.) und Jan Thielmann (86.) besiegelten die 15. Bielefelder Saisonniederlage, die angesichts der Kräfteverhältnisse deutlicher hätte ausfallen können.
Köln war in vielen Momenten aber nicht konsequent genug, wie in der Entstehung des Bielefelder Treffers: FC-Innenverteidiger Timo Hübers (33.) stolperte den Ball zum 1:1 ins eigene Tor. Dennoch ist Köln mit nun 49 Punkten klar auf Europa-Kurs. Bielefeld hatte am Mittwoch den glücklosen Kramer entlassen und den bisherigen Torwarttrainer Kostmann zum Chef gemacht. Von diesem Schritt versprachen sich die Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Samir Arabi einen Impuls im Kampf um den Klassenverbleib.