Es begann in eigenartiger Stille an diesem Dienstagabend. Momente zuvor hatte noch die Hymne der Champions League durch das Stadion gedröhnt, doch als die Spielerinnen von Paris Saint-Germain das Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München anstießen, wirkten die Fans beinahe verschreckt, so als wüssten sie nicht recht, was nun zu tun sei.
13.000 von ihnen waren gekommen, um erstmals eine Frauenfußballmannschaft der Bayern in der Allianz Arena spielen zu sehen. Es war ein neuer Zuschauerrekord für die Damen, der alte lag bei 7300. Vor allem aber waren es deutlich mehr Fans als erwartet. Bayerntrainer Jens Scheuer hatte am Tag zuvor noch gesagt, er träume davon, dass 12.000 Zuschauer kommen.
Vor dem Spiel hatte es kaum ein anderes Thema gegeben als die Arena. Keine Bayern-Spielerin, die sich nicht dazu äußern sollte, wie sich das alles anfühle. Einerseits nachvollziehbar, war es doch ein wichtiges Signal der Bayernbosse, das Highlight-Spiel gegen PSG vor großer Kulisse stattfinden zu lassen. Andererseits geriet darüber die sportliche Bedeutung der Partie in den Hintergrund. Denn das Aufeinandertreffen der deutschen und französischen Meisterinnen versprach Klasse und unterhielt 90 Minuten lang.
So fanden auch die Fans ihre Rolle. Sie waren im Unterrang plaziert worden, möglichst nahe am Geschehen und als das Bayernspiel Mitte der zweiten Halbzeit sichtlich an Fahrt aufnahm, wirkten die Tausenden als Katalysator. Gesänge von der Südkurve waren nun deutlich zu vernehmen und griffen auf die Gegengerade über. „Wir haben schon gemerkt, dass uns das Publikum nach vorn getrieben hat. Gerade in der zweiten Halbzeit war es extrem laut“, sagte Scheuer nach dem Spiel.
Was jedoch nicht verhinderte, dass die Bayern das Spiel mit 1:2 verloren. Zwar waren sie von Beginn an die dominante Mannschaft, hatten mehr Ballbesitz und traten körperlich robuster auf. Insbesondere in der ersten Hälfte fanden sie gegen meist tief stehende Pariserinnen aber kaum Freiräume, wo es wirklich zählt: im und vor dem gegnerischen Sechzehner.
Erst nach der Einwechslung Sydney Lohmanns nach einer Stunde boten sich den Bayern sehr gute Chancen. Lohmann traf allerdings zweimal den Pfosten; den einzigen Bayerntreffer erzielte Klara Bühl, die über das gesamte Spiel gesehen zielstrebigste Münchener Angreiferin.
Ihr Freistoß in der 84. Minute war zwar mittig, aber hart aufs Tor getreten, sodass PSG-Torhüterin Barbora Votíková nicht rechtzeitig die Arme hochgerissen bekam. Das Tor lasse seiner Mannschaft alle Optionen, sagte Scheuer. „Ich bin mir sicher, dass wir in Paris treffen werden.“ Die Auswärtstorregel gibt es seit dieser Saison nicht mehr. „Wir haben ein fantastisches Spiel abgeliefert“, resümierte der Trainer.
Die herausragende Akteurin des Abends trug allerdings dunkles Blau und die bourbonische Lilie. Die Ausnahmestürmerin mit dem royalen Namen Marie-Antoinette Katoto erzielte nicht nur beide Pariser Tore nach Eckbällen. Sie war allgemein der Fixstern jeder Offensivbemühung ihres Teams, das gespickt ist mit herausragenden Fußballerspielerinnen. Der Sieg in München bestärkte denn auch den Eindruck, dass PSG Anwärter auf den Champions League-Titel ist.
Es war der Auftritt einer gereiften Spitzenmannschaft, die trotz wütender Bayernangriffe Ruhe und Form wahrte, und letztlich nicht mehr tat, als eben nötig. Dass dieses Team mehr kann, steht außer Frage. Das Rückspiel kommende Woche im Prinzenpark verspricht daher ein packendes Ereignis zu werden. Die nötige Energie dafür holten sich die Bayern auf ihrer abschließenden Runde durch die Arena ab. Es gab Applaus von allen Seiten.