Twitter ist selbstverständlich wieder schneller. Antonio Rüdiger, geschickt ins Trikot von Real Madrid montiert, Antonio Rüdiger als Schwarz-Weiß-Collage neben dem Estadio Bernabeu, vor dem Palacio de Cibeles. Antonio Rüdiger, wild umzuckt von Blitzen, mit leuchtend blauen Terminator-Augen. Alles nur, um eines zu feiern: Rüdiger zu Real – das Ding ist durch!
Doch so weit ist es noch nicht. Berichten zufolge hat sich der deutsche Fußball-Nationalspieler mit dem spanischen Königsklub mündlich auf einen Vierjahresvertrag geeinigt, was der Sportzeitung „AS„ schon in der vergangenen Woche genügte, den 29-Jährigen auf die Titelseite zu heben. Fest steht: Rüdiger wird nach fünf Jahren Abschied vom FC Chelsea nehmen, sein Teammanager Thomas Tuchel schiebt Frust.
„Die Situation ist, dass Antonio den Klub verlassen will“, sagte Tuchel nach dem 1:0 (0:0) gegen West Ham United ein wenig verbittert: „Der Verein und ich haben alles gegeben, aber wir konnten wegen der Sanktionen nicht mehr weiterkämpfen.“ Die Sanktionen: Das ist das Einfrieren der Vermögenswerte des milliardenschweren russischen Oligarchen und Chelsea-Besitzers Roman Abramowitsch. Der Verein ist dadurch in eine Starre versetzt, Abramowitsch bemüht sich um einen schnellstmöglichen Verkauf. Drei Konsortien haben inzwischen Angebote abgegeben, die Regierung muss sicherstellen, dass Abramowitsch nicht persönlich profitiert.
„Ohne die Sanktionen hätten wir zumindest weiterkämpfen können, aber uns sind die Hände gebunden“, klagte Tuchel. Vor einem Verkauf wird der Klub auch keinen Nachfolger für den stets gesetzten Innenverteidiger verpflichten können. Gegen West Ham fehlte Rüdiger wegen Leistenbeschwerden.
Tuchel stellte heraus, Rüdigers Abschied „nicht persönlich“ zu nehmen – dennoch sei es „enttäuschend. Er ist eine Schlüsselfigur, wir werden ihn sehr vermissen. Er vermittelt Courage in der Kabine. Er ist der Typ, vor dem jeder Angst hat, einer, der 50 bis 55 Spiele auf einem überragenden Niveau spielt“.
Wucht, Kompromisslosigkeit, Zweikampf- und Kopfballstärke, Stellungsspiel: Rüdiger, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, ist einer der begehrtesten Verteidiger auf dem Markt. Wenn nichts schiefgeht, wird er die Abwehr der deutschen Nationalmannschaft bei der WM als Chef anführen. Womöglich schon als Real-Profi.