In den vergangenen Jahren war es Usus, ob noch unter dem Namen 1. FFC oder nun als Eintracht Frankfurt, dass die Bundesliga-Saison einem geruhsamen Ende entgegen plätscherte. Es ging im Schlussbogen der Spielzeiten für die Hessinnen meist nur noch um die bedeutungslosen Plätze zwischen vier und sechs. Am Ende der vergangenen Runde stand immerhin noch das DFB-Pokal-Finale, das die Eintracht äußerst knapp nach Verlängerung verlor. Nun gibt es auch in der Liga im Schlussspurt endlich mal wieder etwas zu gewinnen. In einem „Finale, ohne dass schon etwas entschieden wird“, wie es Sportdirektor Siegfried Dietrich ausdrückt.

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Und doch steht für die SGE an diesem Samstag (14.00 Uhr im Livestream bei sportschau.de) bei Turbine Potsdam die Arbeit und Ausrichtung einer ganzen Saison auf dem Spiel. Ein Sieg muss her in einer Partie mit besonderer Konstellation – aktuell ein direktes Duell um die Champions-League-Teilnahme, in früherer Vergangenheit ein schier ewiger Zweikampf um alle Frauenfußball-Meriten, die es zu gewinnen gab.
Zwischen 2004 und 2006 standen sich beide drei Mal in Serie (und 2011 noch einmal) im DFB-Pokalfinale gegenüber, 2006 sogar auch im UEFA-Cup-Endspiel, dazu lieferten sie sich jahrelang erbitterte Zweikämpfe um die Meisterschaft. Dietrich war zur damaligen titelreichen Zeit alleiniger Kopf des FFC. „Da werden viele Erinnerungen wach bei mir“, sagt der 64-Jährige, der seit der Fusion mit der Eintracht nicht mehr die volle Verantwortung trägt. „Wir wären damals nicht so gut geworden, wenn Turbine nicht auch so stark gewesen wäre.“
„Die Zukunft gehört den Lizenzvereinen“
Damals trug Dietrich lange Zeit eine medial gerne aufgebauschte Fehde mit seinem Potsdamer Gegenüber Bernd Schröder aus. Da prallten die Frauenfußball-Welten aufeinander: Die vermeintlich Reichen aus der Bankenstadt, welche die besten Spielerinnen anlockten, gegen die vermeintlich armen Potsdamerinnen, die Spielerinnen in ihrer Sportschule ausbildeten. Als Lizenzvereine wie Bayern München und der VfL Wolfsburg begannen, die Titel unter sich aufzuteilen, stießen die reinen Frauenfußballklubs mit ihrem Geschäftsmodell an Grenzen.
Der FFC-Tross schlüpfte bekanntlich bei der Eintracht unter. „Ich habe großen Respekt vor den Potsdamern als letztem reinen Frauenfußballklub in der Spitzengruppe. Aber die Zukunft, und darauf deuten alle Zahlen hin, gehört den Lizenzvereinen“, sagt Dietrich und prognostiziert: „Nachdem wir von der Pandemie ausgebremst worden sind, werden sich in Sachen TV, Vermarktung und Zuschauerzahlen die Werte innerhalb der nächsten drei Jahre verdoppeln.“ Mit den Lizenzvereinen als Treiber der Entwicklung.
Da wäre es für die Eintracht schon eine bittere Pointe, würde ihnen ausgerechnet das unter weitaus schlechteren Voraussetzungen operierende Turbine Potsdam die ersehnte Zugehörigkeit zum Klub der Großen, die Champions League, vor der Nase wegschnappen.
Zwei Spieltage vor Schluss besetzen die Brandenburgerinnen, die auch im Pokalfinale stehen, Rang drei – mit einem Vorsprung von drei Punkten und der weitaus besseren Tordifferenz vor der Eintracht. Das heißt: Nur ein Sieg zählt. Aber selbst dann ist die Sache nicht geritzt: Dass die Eintracht am letzten Spieltag daheim Werder Bremen besiegt, darf man voraussetzen. Dass die Turbinen im Saisonfinale bei Bayern München chancenlos sein würden, könnte sich aber noch als Fehlkalkulation herausstellen, weil das Match für den dann voraussichtlich entthronten Meister bedeutungslos sein könnte.
„Es wird vor allem auf die Effektivität und die Mentalität ankommen. Wir sind der Jäger in dieser Partie und müssen mit Mut, Optimismus und dem Glauben an uns ins Spiel gehen“, sagt Cheftrainer Niko Arnautis. Mittelfeldspielerin Barbara Dunst berichtet: „Zu wissen, dass wir immer noch eine Chance auf Platz drei haben, hat in jeder Spielerin ein Feuer entfacht. Wir haben richtig Bock, die letzten Hürden zu bezwingen.“