Kevin Trapp musste 31 Jahre alt werden, um in seiner abwechslungsreichen beruflichen Fußballlaufbahn den vorläufigen Höhepunkt seiner Schaffenskraft zu erreichen. Er habe „ja schon ein paar Spiele auf dem Buckel“, sagte der Frankfurter Torhüter nach dem 1:0-Heimerfolg über West Ham United mit sichtbarer Begeisterung, aber diese Begegnung sei sein „schönstes Spiel“ und der Donnerstag sein „schönster Tag“ gewesen. Kurzum: „Das ist etwas ganz Besonderes“, ordnete der Nationaltorwart den Frankfurter Fußball-Feiertag standesgemäß ein.
Durch die beiden Halbfinalsiege (2:1 im Hinspiel) über die Engländer ist die Eintracht ins Endspiel der Europa League am 18. Mai in Sevilla gegen die Glasgow Rangers eingezogen. Diesen 18. Mai habe Trainer Oliver Glasner „irgendwann zu Beginn der Saison“ erwähnt, erinnerte sich Trapp mit grinsendem Gesicht und konnte sein Glück kaum fassen, dass dieser Tag nun tatsächlich in die Geschichtsbücher des Vereins eingehen wird – unabhängig davon, ob die Hessen als stolzer Titelträger des zweithöchsten europäischen Wettbewerbs – die Eintracht wäre der erste deutsche Sieger in der Europa League – an den Main zurückkehren werden.
„Jetzt ist ein Traum wahr geworden. Wir haben noch ein Spiel zu gehen, um das Ding nach Hause zu holen“, sagte Trapp. Auf dem Podium im Pressekonferenzraum klang der Führungsspieler so, als habe er keinen Zweifel daran, dass seiner Mannschaft dieses finale Kunststück gelingen wird. Das Selbstbewusstsein der Europa-League-Überflieger, der hessischen Eurofighter, ist angebracht: Von ihren bisherigen zwölf Spielen hat die Eintracht keins verloren. In der Rolle des anfänglichen Außenseiters dominierte sie bisher in einer imponierenden Selbstverständlichkeit den Wettbewerb zur Überraschung der prominenten Konkurrenz wie Barcelona, Fenerbahce Istanbul oder Olympiakos Piräus.
Jetzt kann es für Trapp und seinen Fußball-Werdegang schnell gehen. Sollten die Frankfurter, für die Rafael Borré zum 1:0 (26. Minute) gegen West Ham traf, auf der großen Bühne auch das Endspiel gegen den 55-maligen schottischen Meister für sich entscheiden, würde dann der 18. Mai zum schönsten Tag in der Karriere des Torhüters werden.
Innerhalb von nicht mal zwei Wochen würde bei ihm ein großes Glücksgefühl auf das nächste folgen. Die Rangers seien „eine sehr gute Mannschaft, wir wissen, was auf uns zukommt. Sie spielen ähnlich physisch wie West Ham“, lobte Trapp den Finalgegner sicher in dem Bewusstsein, auch diese eine Hürde noch nehmen zu können. Sportvorstand Markus Krösche erwartet „ein extrem schwieriges Spiel, aber jetzt wollen wir den Weg zu Ende gehen und Europa-League-Sieger werden – das ist das Ziel“.
Jubel bei der Eintracht
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Frankfurt freut sich auf das große Finale
So wie 1980, als die Eintracht in zwei Spielen gegen Gladbach den UEFA-Pokal gewann. Mit dem heute 67 Jahre alten Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel, der als Klublegende am Donnerstag in der WM-Arena demonstrativ den Pokal wie vor 42 Jahren in die Luft reckte. Die Rangers wiederum schafften in ihrer 150-jährigen Geschichte zum fünften Mal den Einzug in ein Europapokalfinale. 1972 triumphierten sie im Wettbewerb der Pokalsieger, damals schalteten sie im Halbfinale Bayern München aus.