Der kürzeste Weg zurück nach Europa führt über London, Frankfurt und Sevilla. Drei Städte, ein großes Ziel: der Gewinn der Europa League. Für die Eintracht ist es nicht unmöglich, diesen Traum zu verwirklichen. Es wäre in jedem Fall die schnellste und sicherste Möglichkeit, um auch in der kommenden Saison wieder im Europapokal dabei zu sein – und im Erfolgsfall sogar in der Champions League, was in der Geschichte des 1899 gegründeten Vereins eine außergewöhnliche Sache wäre. Über das Brot-und-Butter-Geschäft Bundesliga ist die abermalige Qualifikation ungleich schwerer, ja fast aussichtslos. Einen kleinen Spalt breit offen ist die Tür aber schon. Dafür muss alles, aber auch wirklich alles passen. Der Reihe nach.
Unstrittig ist: Die Eintracht selbst muss in Vorleistung treten. Alle vier noch ausstehenden Bundesligaspiele müssen gewonnen werden. Zum Auftakt das vorletzte Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) gegen die gleichfalls nach Europa strebende TSG Hoffenheim. Dann folgt die schwere Auswärtsprüfung am 2. Mai abends unter Flutlicht am Bayer-Kreuz gegen Leverkusen, ehe sich am darauffolgenden Sonntag der einstige Eintracht-Trainer Adi Hütter mit den wankelmütigen Mönchengladbachern an alter Frankfurter Wirkungsstätte vorstellt. Zum Bundesligafinale am 14. Mai geht es dann für die Fans mit Schiff, S-Bahn oder Auto zum Rhein-Main-Nachbarn nach Mainz.
Und dann ist Schluss mit einer Bundesligasaison, deren bisheriger Verlauf als enttäuschend bezeichnet werden muss. Sportvorstand Markus Krösche hat schon Mitte der Woche davon gesprochen, „dass wir mit dem Abschneiden in der Liga überhaupt nicht zufrieden sind“. Die Eintracht kann mehr. Sie kann durchaus das Potential abrufen, das sie in Europa zu einer immer noch ungeschlagenen Macht hat werden lassen. Doch sie macht es nicht. „Wir müssen unseren Spielern auch mal Schwächephasen zugestehen“, sagte Krösche.
Um sich mit Anstand aus der diesjährigen Bundesligasaison zu verabschieden und vielleicht doch noch den Sprung beispielsweise in die Conference League zu schaffen, muss sich die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner gewaltig strecken. „Wir können und wollen noch viel erreichen“, sagte der Coach zur Einstimmung auf „vier phantastische Wochen“, beginnend mit dem Duell mit Hoffenheim. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir den Blick nach vorne richten und alles, was war, abhaken.“
Größter Knackpunkt, warum die Eintracht aktuell nur Tabellenzehnter ist, sind die vielen ernüchternden Auftritte im eigenen Stadion. „Wir haben einfach zu wenig Heimspiele gewonnen“, klagte Krösche. In der entsprechenden Übersicht befindet sich die Eintracht auf dem Relegationsplatz, denn von bislang 15 absolvierten Begegnungen in der Frankfurter Arena wurden nur vier gewonnen, aber sechs verloren. Fünf Mal gab es ein Unentschieden. Lediglich Bielefeld und Greuther Fürth, die beiden Mannschaften, die auch aktuell am Tabellenende stehen, sind in der Heimbilanz schlechter als die Eintracht.
Siege müssen her. Nach derzeitigem Stand könnte für die Eintracht der Qualitätssprung auf Tabellenplatz sieben das Tor zu Europa öffnen. Dafür aber muss folgende Bedingung erfüllt sein: Sollte sich der DFB-Pokalsieger, also entweder RB Leipzig oder der Sportclub Freiburg, über die Liga für die Champions League oder die Europa League qualifizieren, wäre auch noch der Tabellensechste in der Europa League dabei und der Siebte für die Play-offs der Conference League qualifiziert. Der siebte Platz reicht ebenfalls für die Conference-League-Play-offs, wenn der Tabellensechste den Pokal holt. Freiburg ist derzeit Fünfter mit vier Punkten Vorsprung vor Union Berlin – und der klar besseren Tordifferenz.
Bleibt nach Lage der Dinge und den vielen Unwägbarkeiten im Ligageschäft wohl nur der sichere Weg über den Gewinn der Europa League. Ein Thema, das trotz der von Glasner geforderten Fokussierung auf das Kerngeschäft Bundesliga natürlich und sehr wohl in den Köpfen der Frankfurter herumschwirrt. Zwei Halbfinalspiele am 28. April und 5. Mai gegen West Ham United, ein mögliches Finale am 18. Mai in Sevilla: Die Eintracht steht wirklich vor vier „phantastischen“ Wochen.