Endlich wieder Europa League. Die Eintracht hat lange darauf gewartet, bis sie ein weiteres Mal in ihren Lieblingswettbewerb eintauchen kann. Am 9. Dezember das letzte Gruppenspiel bei Fenerbahce Istanbul (1:1) – und nun das Achtelfinale in Sevilla. Nicht beim FC, dem sechsmaligen Rekordsieger in der Europa League, sondern beim Stadtrivalen Real Betis. 60.000 Zuschauer können an diesem Mittwoch (18.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League und bei RTL+) im Estadio Benito Villamarín dabei sein.
Mittendrin: gut 3000 Eintracht-Fans, von denen sich viele schon am Dienstag auf den Weg nach Andalusien gemacht haben. Oliver Glasner, der Trainer der Eintracht, hatte seine Mannschaft am Vormittag noch einmal in Frankfurt versammelt. Das Abschlusstraining, ursprünglich in der Kleinen Kampfbahn an der Wintersporthalle angesetzt, wurde kurzfristig auf den Platz vor der Arena verschoben.
Das Wetter in Südspanien präsentierte sich am Dienstag bis in die frühen Nachmittagsstunden eher unerwartet. Heiter bis wolkig, 14 Grad. Am Spieltag werden 20 Grad und Sonne erwartet. Letztmalig durfte die Eintracht bei ähnlichen äußeren Voraussetzungen in Griechenland spielen. Am 4. November ist das gewesen. Es war der sportlich höchst erfolgreiche Tag, an dem die Glasner-Elf 2:1 bei Olympiakos Piräus siegte und den entscheidenden Schritt in Richtung Gruppensieg vollzog.
Nun also gegen Betis. Gegen die Truppe von Trainer Manuel Pellegrini, die es gewohnt ist, mit einer Viererabwehrkette sowie einem Stürmer anzutreten. Zwei Spieler, Joaquín und Borja Iglesias, sind die Einzigen, die bei allen Spielen der bisherigen Europa-League-Kampagne zum Einsatz gekommen sind. Wenn man so will, ist Joaquín der Makoto Hasebe von Betis Sevilla. 650 Ligaspiele, 60 nationale, 93 internationale Pokalpartien: Der 40 Jahre alte Spanier ist der Liebling der Fans. Der Mann ist Herz, Hirn und Kopf der Mannschaft. Und ihr Kapitän.
Gute Erinnerungen an Spanien
Bei der Eintracht ist es letztlich egal, wer die Binde trägt. Es gibt einige mit Führungsqualitäten. Wenn Sebastian Rode verletzt nicht zur Verfügung steht und Hasebe nicht spielt, ist es mal Martin Hinteregger, mal Kevin Trapp, der die Eintracht als Kapitän anführt. Zum ersten Mal übrigens gegen Betis unter europäischen Vorzeichen.
Das heißt aber nicht, dass sich beide Vereine nicht schon einmal gegenübergestanden hätten. 2017 gab es ein Testspiel in Wiesbaden. Die Eintracht setzte sich 3:0 durch. Nun also das Wiedersehen. Die Eintracht hat gute Erinnerungen an die zurückliegenden drei Auswärtsspiele bei spanischen Mannschaften. Keines ging verloren. Zuletzt gab es in der Gruppenphase des UEFA-Pokals 2006/2007 ein Unentschieden bei Celta de Vigo.
Aus dem UEFA-Pokal ist längst die Europa League geworden. Der Wettbewerb, in dem die Eintracht schon einmal bis ins Halbfinale vorgestoßen ist, dort aber unglücklich im Elfmeterschießen beim späteren Cup-Sieger FC Chelsea ausgeschieden war. An den letzten Auftritt im Achtelfinale haben die Eintracht-Protagonisten keine guten Erinnerungen. Es war die Zeit, als die Corona-Krise anfing, keine Zuschauer mehr in den Stadien waren – und beide K.-o.-Spiele gegen den FC Basel verloren gingen. Es war ein bitteres, trostloses Aus in verwaisten Betonschüsseln.
In Sevilla wird das ganz anders sein. Prall gefüllte Tribünen, erwartungsvolle Fans: Die Eintracht und ihre Anhänger setzen große Hoffnungen in das Duell mit Betis. Der Respekt ist groß. „Betis ist sehr ballsicher. Sie haben nie Stress am Ball“, sagte Glasner am Dienstag nach der Landung bei der von der UEFA anberaumten Pressekonferenz im Betis-Stadion.
„Schon im Herbst habe ich gespürt: Die Europa League ist etwas ganz Spezielles. Frankfurt liebt Europa, Frankfurt liebt die Europa League“, schwärmte der Eintracht-Coach. „Deshalb bin ich schon mit guter Laune in den Flieger gestiegen.“ Glasner rechnet an diesem Mittwochabend mit „brandgefährlichen Distanzschüssen. Betis hat in der Liga die drittmeisten Tore erzielt. Sie haben aber auch viele bekommen.“
Stürmer Borré ist bereit
Ein Signal, das der neben ihm auf dem Podium sitzende Rafael Borré sehr wohl vernommen hat. Der Kolumbianer weiß aus einstigen Zeiten bei Villarreal, wie das ist bei Betis. „Das Ambiente wird super sein. Toll, dass unsere Fans dabei sind. Wir werden ihre bedingungslose Unterstützung zu spüren bekommen.“ Borré, der beim 4:1 bei der Hertha endlich wieder getroffen hatte, versprach: „Ich kann dem Team noch mal mehr geben – zum Beispiel auch mehr Tore erzielen.“ Glasner würde es begrüßen. So wie sich der Trainer insgesamt dankbar zeigte. „Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Spiel in Sevilla und finde es super cool. dass ich dabei sein darf. Ich will den Abend genießen.“
In Sevilla gehört Klappern zum Handwerk. Die Hauptstadt des Flamenco hat aber mehr als nur Tanz, Kultur und Geschichte zu bieten. In Sevilla wird seit vielen Jahren schon vorzüglich Fußball gespielt. Die Eintracht freut sich darauf – und will dagegenhalten.