So richtig wussten die Spieler von RB Leipzig nicht, was sie mit dem Ergebnis gegen Atalanta Bergamo anfangen sollten. Etwas ratlos standen sie am Donnerstag nach dem 1:1 (0:1) im Viertelfinal-Hinspiel der Fußball-Europa League gegen den starken Serie-A-Club auf dem Rasen. Ein Eigentor von Davide Zappacosta (58.) hatte ihre Hoffnungen auf den erstmaligen Halbfinale-Einzug bewahrt. Doch sogar ein Sieg war für die Gastgeber in der Schlussphase noch drin – und das nach einer der schwächeren Vorstellungen der Leipziger unter Trainer Domenico Tedesco.
Vor 36.029 Zuschauern hatte Luis Muriel (17.) die Gäste mit einem herrlichen Schlenzer nach einem gekonnten Solo in Führung gebracht, die nun am kommenden Donnerstag mit Heimvorteil in das Rückspiel in der Lombardei gehen. Allerdings sind Spiele in der Heimat nicht gerade die Stärke von Atalanta.
„Es war ein ausgeglichenes Spiel und es wird ein interessantes zweites Spiel“, sagte RB-Kapitän und Torwart Peter Gulacsi. Er habe etwas mehr zu tun gehabt als gewöhnlich, räumte er ein. „Vor dem Spiel wussten wir das Atalana sehr stark ist, das haben sie heute gezeigt. Wir werden alles tun, die nächste Runde zu erreichen.“ Es werde nicht leicht, dort zu gewinnen, „aber wir haben schon in dieser Saison in der Europa League gezeigt, dass wir auswärts gewinnen können“. Sein Teamkollege Konrad Laimer stellte fest: „Wir müssen im Rückspiel einiges besser machen.“
Ihre Qualitäten auf fremden Plätzen machten die Gäste gleich deutlich. Auch RB-Trainer Domenico Tedesco hatte vor dem Spiel darauf hingewiesen. Mit zehn Auswärtssiegen zählt Bergamo in dieser Kategorie zur Spitze der Serie A, in der Europa League gewann die Mannschaft in den beiden K.o.-Spielen vor Leipzig ebenfalls auswärts. Unter anderen hatten die Italiener Bayer Leverkusen im Achtelfinale bezwungen.
Vom Anpfiff weg hatten die Gäste mehr Kontrolle über das Spiel in der Leipziger Arena und auch mehr Ballbesitz. Im Vergleich zum Sieg bei Borussia Dortmund hatte Trainer Domenico Tedesco seine rechte Abwehrseite umgebaut und Lukas Klostermann und Benjamin Henrichs für Mohamed Simakan und Nordi Mukiele gebracht. Bergamo sah dort offenbar eine Schwäche – und fand sie auch. „Wenn man sich das Spiel anschaut, hätten wir den Sieg verdient gehabt“, sagte Atalantas Mittelfeldspieler Marten de Roon. „Wir hätten mehr Tore schießen können. Aber wir wissen jetzt, dass wir den Einzug in die nächste Runde schaffen können.“

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Nach einer wenig aufregenden Anfangsphase ließ zuerst Henrichs Muriel am Strafraumeck allein, dann genügte dem kolumbianischen Nationalspieler gegen Klostermann ein Haken im Strafraum, um genügend Platz für seinen Schlenzer in den Winkel zu haben. Zwei Minuten nach der Führung kam Muriel wieder über die rechte Seite durch, sein Schuss rauschte nur knapp am langen Pfosten vorbei.
Erst danach fand sich Leipzig etwas und hatte in einer Umschaltsituation die erste große Chance. Nach der Balleroberung im Aufbau der Lombarden landete der Ball bei André Silva (24.), doch der Schuss des Portugiesen klatschte an den Pfosten. Im Anschluss zog sich Bergamo immer weiter zurück. Leipzig fand kein Mittel gegen die improvisierte Dreierkette der Gäste. Dort fehlten in Kapitän Rafael Toloi und Berat Djimsiti zwei Stammkräfte in der Innenverteidigung verletzt. Leipzig hatte hingegen kurz vor der Pause Glück, als Mario Pasalic über die rechte Abwehrseite in den Strafraum drang. Für den Kroaten wurde der Winkel aber letztlich zu spitz und sein Schuss ging knapp am Pfosten vorbei.
Muriel bekam Leipzig weiter nicht in den Griff, Torwart Peter Gulacsi (53.) rettete in höchster Not. Dann kam es zur enorm unterhaltsamen 58. Minute. Zunächst verschoss Silva einen an Christopher Nkunku verursachten Foulelfmeter, dann parierte Juan Musso den Nachschuss von Willi Orban grandios. Doch der Abwehrchef blieb in der Situation vorn und bedrängte Zappacosta bei der folgenden Flanke so, dass dem Italiener ein Eigentor unterlief.
Danach rannte Bergamo mit Wut im Bauch an. Der eingewechselte Giorgio Scalvini (64.) drosch den Ball aus sechs Meter über die Latte. Teun Koopmeiners traf eine Minute später nur den Pfosten. Abwehrchef Merih Demiral (73.) verfehlte nach einer Standardsituation per Kopf knapp die abermalige Führung. Doch auch Leipzig hatte noch die Chance zum Sieg: Der eingewechselte Dominik Szoboszai (82.) traf per Kopf aber nur den Pfosten.