Drei Spieltage noch, dann werden Bo Svensson und die übrigen Verantwortlichen des 1. FSV Mainz 05 Saisonbilanz ziehen. Die Partie vom vorigen Wochenende werde er allerdings ausklammern, kündigt der Trainer an. Wegen dieser einen 0:5-Niederlage in Wolfsburg werde er nicht alles schlechtreden. „Die Truppe hat über einen längeren Zeitraum gut performt.“
Auf gar keinen Fall werde er das Debakel, das sich von Mitte bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit ereignet hatte, zum Anlass nehmen, über quantitative Kaderveränderungen nachzudenken. „Wir haben uns bewusst für einen kleinen Kader entschieden“, betont er und nennt Gründe, die nicht an Gewicht verloren haben. „Weil ich es aus meiner Trainerperspektive und für Mainz 05 richtig finde. Wir brauchen eine gute, kleine, homogene Gruppe.“
Svensson will, anders als bei Amtsübernahme im Januar vorigen Jahres, nicht mehr als ein halbes Dutzend Profis im Kader haben, die an den Wochenenden keine Rolle spielten. „Wie könnte ich von denen erwarten, dass sie im Training Vollgas geben?“ Daher wollte er den eingeschlagenen Weg nicht verlassen. „Aber wir müssen über Veränderungen nachdenken.“
Verändern dürfte er auch seine Anfangsformation gegenüber der Wolfsburg-Partie, wenn am Samstagnachmittag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) der FC Bayern München in die Arena am Europakreisel kommt. Aus nachvollziehbaren Gründen hatte er zuletzt Stammkräfte wie Linksverteidiger Aarón, den defensiven Mittelfeldspieler Dominik Kohr oder den Dauerbrenner im Sturm, Karim Onisiwo, zunächst auf die Bank gesetzt – die jeweiligen Vertreter aber hatten entweder einen schlechten Tag erwischt oder ließen an ihrer Ligatauglichkeit zweifeln. Daher ist davon auszugehen, dass dieses Trio in die Startelf zurückkehrt.
Wechseln muss der Däne auch in der Dreierkette: Niklas Tauer, beim trüben 0:0 gegen den VfB Stuttgart bester Mainzer, sah in Wolfsburg Mitte der ersten Halbzeit wegen einer Notbremse die Rote Karte und wurde für ein Spiel gesperrt.
Die Geschehnisse, die zur höchsten Niederlage der Rheinhessen unter Svensson geführt hatten, seien allen Beteiligten auch nach dem Wochenende noch anzumerken gewesen. Anders als üblich, habe er seine Spieler in die Aufarbeitung jedoch kaum aktiv eingebunden, sondern in der Zuhörerrolle belassen. Er selbst habe ein paar deutliche Worte fallen lassen. Die seien nötig gewesen, „weil wir in allen Bereichen des Spiels weit weg waren von der Qualität und Mentalität, die uns auszeichnen müssen“, verweist er auf Fehler sowohl im individuellen als auch im mannschaftstaktischen Verhalten.
Den 05ern wird bewusst sein, dass sie sich ein derartiges Auftreten kein zweites Mal leisten können, schon gar nicht, wenn es gegen die Bayern geht. Und der Trainer ist zuversichtlich. Was eine Steigerung seiner Leute angeht („Ich finde, dass wir die Tage gut genutzt haben“) als auch mit Blick auf die Spielqualität insgesamt. Der Vermutung, es könne ein eher belangloser Kick werden, weil die eine Mannschaft seit einer Woche den zehnten Meistertitel hintereinander in der Tasche hat und die andere sich weder nennenswert nach unten (Kampf gegen den Abstieg) oder nach oben (internationale Plätze) verändern kann, widerspricht Svensson: „Die Bayern zeichnet aus, dass sie immer sehr ehrgeizig sind. Und wir haben etwas gutzumachen.“
Den eigenen Fans in der erstmals seit dem 1. Februar 2020 ausverkauften Arena – an dem Tag kamen ebenfalls die Bayern, etwas später Corona – wollen die Mainzer Ähnliches bieten wie in den beiden bisherigen Duellen mit den Münchnern unter Svensson. Bei der 1:2-Hinrundenniederlage waren sie vor der Pause das bessere Team. Und in der Rückrunde der vorigen Saison dominierten sie im eigenen Stadion sogar über 90 Minuten und gewannen hochverdient mit 2:1.