Und plötzlich läuft es offenbar wieder bei der Eintracht. Dass seine Mannschaft jetzt schon das dritte Pflichtspiel nacheinander gewonnen hat, erfüllt Trainer Oliver Glasner mit Stolz. Dabei hätte es gegen den VfL Bochum, der am Sonntag im Kerngeschäft Bundesliga nach einem 0:1-Pausenrückstand letztlich verdient doch noch 2:1 besiegt werden konnte, schließlich auch ganz anders laufen können. Dann nämlich, wenn in der 24. Minute das zweite Gegentor gefallen wäre.
„Diese hundertprozentige Chance zum 2:0 müssen wir einfach machen“, klagte VfL-Trainer Thomas Reis über die Aktion, in der Eintracht-Keeper Kevin Trapp abermals über sich hinauswuchs und den Schuss aus kurzer Distanz von Takuma Asano parierte. Eine Schlüsselszene der gesamten Partie – am Ende sowohl für Bochum als auch für die Eintracht, die ein zweites Tor empfindlich getroffen hätte. „Dass wir mit der ersten Gelegenheit des Gegners gleich in Rückstand geraten sind, war nach vier Heimniederlagen am Stück ein Wirkungstreffer“, sagte Glasner.
Doch er konnte sich in der Folge auf seine Mannschaft verlassen. Erst der „Big Safe“ von Trapp, wie der Coach die famose Rettungsaktion nannte, dann die furiose Aufholjagd zu Beginn der zweiten Halbzeit mit den beiden Treffern in der 46. (Eigentor Erhan Masovic) und 52. (Daichi Kamada) Minute: „Wir haben in der Pause gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen“, sagte der Eintracht-Trainer über die gelungene Kehrtwende. Einer der Schlüssel zum Erfolg gegen die schnellen und kampfstarken Bochumer war für den Frankfurter Fußballlehrer „die gute Besetzung der Halbräume. In der zweiten Halbzeit sind die Tore genau so gefallen.“
Neue Flexibilität der Eintracht
Der Mann für diese Zwischenräume kommt aus Fernost und heißt Kamada. Wie schon am Mittwoch beim Achtelfinal-Hinspielsieg bei Real Betis in Sevilla war der sensible Japaner auch gegen Bochum die Triebfeder für die überraschenden Pässe aus den vielfältigsten Situationen heraus. Dass er nun auch in der Bundesliga getroffen hat – in der Europa League ist seine Quote mit vier Toren bei sieben Einsätzen ohnehin schon herausragend –, dürfte der Eintracht nun im langen Endspurt der Liga in die Karten spielen.
Markus Krösche lenkte in seiner Analyse den Fokus auf die neu hinzugewonnene Flexibilität. Speziell nannte er den zu Jahresbeginn gerade 20 Jahre alt gewordenen Ansgar Knauff. Der Dortmunder Leihspieler geht mit erfrischender Unbekümmertheit an seine stürmischen Aufgaben heran. „Wir wussten, dass er Geschwindigkeit und Offensivdrang hat“, sagte der Sportvorstand der Eintracht. „Mit ihm sind wir deutlich variabler geworden.“
Ansgar Knauff im Verbund mit Filip Kostic auf dem anderen Außenposten sowie den beiden lauffreudigen Angreifern Rafael Borré und Jesper Lindström: Seit einigen Spielen schon harmoniert es in diesem Quartett, wobei der Däne Lindström abermals eine starke Leistung zeigte. Er war der Wegbereiter zum wichtigen Ausgleichstreffer, denn es war sein Schuss, den Masovic abfälschte. Und er war auch am Siegtreffer beteiligt, als es der Eintracht eindrucksvoll gelungen war, mit einer Ballstafette über vier Stationen die Bochumer Defensive auszuhebeln. „Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt“, freute sich Krösche. „Wir haben uns für unseren Einsatz belohnt.“

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Die Blicke richten sich nun auf diesen Donnerstag. Rückspiel gegen Real Betis in der Europa League. Wieder vor 25.000 Zuschauern? Oder vielleicht doch erstmals nach langer Zeit vor ausverkauftem Haus? „Wir sind mit den Behörden im ständigen Dialog“, sagte Krösche über die Bestrebungen der Eintracht, so schnell wie möglich an eine Vollauslastung heranzukommen, „so wie es sie in anderen Stadien, zum Beispiel in Stuttgart, ja schon vor dem sogenannten Freedom Day gibt“.
Und bis zu jenem Tag, an dem aller Voraussicht nach weitere Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, möchte man bei der Eintracht gar nicht mehr richtig warten. Glasner sagte während der Pressekonferenz am Sonntagabend nach dem Bochum-Spiel: „Ich habe große Hoffnungen in die deutsche Politik. Schöne Grüße an das Ministeramt.“
Der Weg ins Viertelfinale der Europa League scheint nach dem Hinspiel bereitet. „Das wäre sportlich ein Riesenerfolg“, sagte Sportvorstand Krösche. „Die Partie bei Betis haben wir souverän gewonnen.“ Mit Lindström, ohne Sebastian Rode. Der Kapitän konnte auch gegen den VfL nicht spielen. Eine kurzfristige Bauchmuskelverletzung verhinderte sein Mitwirken. Doch Glasner ist zuversichtlich, dass Rode bis Donnerstag eine erstklassige Alternative sein wird – und dass sich bis dahin auch die Bänderdehnung, die sich Lindström gegen Bochum zugezogen hat, als nicht hinderlich erweist.
Und wenn dann auch noch die von Glasner hochgelobte Dreierabwehrkette gegen den Tabellenfünften der spanische Liga ohne Fehl und Tadel funktioniert, könnte es wirklich etwas werden mit dem Einzug in die Runde der letzten Acht. „Gegen den VfL hat die Kette eine herausragende Zweikampfstatistik gehabt“, sagte der Eintracht-Trainer. Zudem: „Nach drei Spielen ohne Tor haben wir nun vier, zwei und zwei Tore geschossen. Das sind alles kleine Puzzleteile, um konstanter zu werden.“