FIFA-Präsident Gianni Infantino ist in der Debatte um eine mögliche Verkürzung des WM-Rhythmus auf zwei Jahre zurückgerudert. „Ich möchte klarstellen: Die FIFA hat keine WM alle zwei Jahre vorgeschlagen. Wir werden versuchen, eine Diskussion zu führen, um etwas zu finden, das allen am besten passt“, sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes auf dem 72. Kongress in Doha.
Wie die Nachrichtenagentur AFP zuvor unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet hatte, sollen am Rande des Kongresses mögliche Alternativen diskutiert werden. Der Widerstand gegen die Pläne zur Verkürzung des WM-Zyklus ist groß, die Europäische Fußball-Union (UEFA) und der südamerikanische Verband sind gegen das Vorhaben.

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Der FIFA-Kongress hatte im vergangenen Jahr auf Vorschlag des saudi-arabischen Verbandes die Durchführung einer Machbarkeitsstudie beschlossen. Infantino warb zuletzt immer wieder für eine WM alle zwei Jahre, im Dezember stellte er den Mitgliedsverbänden zudem deutlich höhere Einnahmen durch eine Änderung des Spielkalenders in Aussicht.
„Die Großen müssen größer werden. Und die Kleinen müssen auch davon profitieren und Chancen bekommen“, sagte er am Donnerstag. Die FIFA habe aber „nichts vorgeschlagen, die FIFA kam zu der Schlussfolgerung, dass es möglich ist, dass es aber Auswirkungen und Folgen hätte“. Nun sei die Phase, „Kompromisse zu schließen“.
Russischer Verband nicht suspendiert
Unterdessen blieb die Suspendierung des russischen Verbandes aus. Obwohl Präsident Infantino in seiner Rede eindringlich zu Frieden und Dialog aufrief, gab es keine Abstimmung über einen Ausschluss Russlands. Unter Tagesordnungspunkt vier („Suspendierung oder Ausschluss eines Mitgliedsverbands“) wurden stattdessen nur die bestehenden Suspendierungen der Verbände von Pakistan, Simbabwe und Kenia verlängert.
„Bitte, bitte beenden Sie die Konflikte, die Kriege, für unsere Zukunft und unsere Kinder“, sagte Infantino in seiner Ansprache: „Suchen Sie den Dialog selbst mit Ihrem schlimmsten Feind. Der Fußball wird für Sie da sein, um gemeinsam für den Frieden zu arbeiten.“ Der russische Verband war in der qatarischen Hauptstadt angeführt von Generalsekretär Alexander Alajew mit einer mehrköpfigen Delegation vor Ort, auch die Flagge wurde mit denen anderer Nationen normal gehisst.

Täglich um 12.00 Uhr
Bereits am Mittwoch hatte das Council den im Februar wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine beschlossenen Ausschluss russischer Mannschaften von ihren Wettbewerben bestätigt. Die russische Auswahl fehlte deshalb in den WM-Play-offs und wird auch bei der Weltmeisterschaft vom 21. November bis 18. Dezember nicht dabei sein. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte einen Einspruch Russlands gegen die Entscheidung abgelehnt.
„Der russische Verband hat gegen nichts verstoßen. Es gibt klare Voraussetzungen für die Suspendierung oder den Entzug der Mitgliedschaft“, hatte Alexej Sorokin, früheres Mitglied des FIFA-Councils und Organisationschef der WM 2018 in Russland, bereits vor dem Kongress gesagt. Man solle ohnehin „nicht so naiv sein, dass der Fußball alle Probleme lösen kann“, sagte Infantino, der den russischen Angriffskrieg nicht klar als solchen benannte.
Derweil verteidigte die russische Delegation die geplante Bewerbung Russlands für die Ausrichtung der Fußball-EM 2028 oder 2032. „Es ist eine lange Zeit bis 2032“, sagte Alexej Sorokin, Organisationschef der WM 2018 in Russland, der englischen „Times“ am Donnerstag. Man müsse nun beginnen.
Die Europäische Fußball-Union UEFA will die Endrunden 2028 und 2032 gemeinsam vergeben. Favoriten auf die Ausrichtung des Turniers in sechs Jahren sind Großbritannien und Irland. Für 2032 geht Italien als aussichtsreichster Kandidat ins Rennen. Die Türkei will wie Russland das Großereignis entweder 2028 oder 2032 ausrichten. Die Entscheidung soll im September 2023 fallen.