Der Aufreger-Elfmeter von Augsburg machte den FSV Mainz 05 fassungslos. „Was machen die da in Köln?“, empörte sich Trainer Bo Svensson über die folgenschwere Szene im Nachholspiel der Fußball-Bundesliga. „Das ist ein krasser Fehler.“ Sportdirektor Martin Schmidt klagte nach dem fatalen Pfiff von Referee Matthias Jöllenbeck: „Was ich nicht verstehen kann, ist, dass der Keller in Köln nicht hilft und ihn da so einen Riesenfehler machen lässt.“
Die heiß diskutierte Szene spielte sich am Mittwochabend in der Anfangsphase ab. Dem Mainzer Torwart Robin Zentner sprang ein Rückpass zu weit vom Fuß. Unbeholfen stieß er dann im eigenen Strafraum mit dem Augsburger Florian Niederlechner zusammen. Der Stürmer war zwar vor Zentner am Ball, strauchelte aber und war bei dem Kontakt schon in einer Grätschbewegung.
Jöllenbeck zeigte auf den Punkt, Augsburgs Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verwandelte den Elfmeter in der elften Minute sicher. Am Ende siegten die Fuggerstädter mit 2:1 (1:0) – die Debatte drehte sich aber nur um den fragwürdigen Pfiff.
Niederlechner verwies auf einen Kontakt mit Zentner. Eine Schwalbe sei es von ihm daher nicht gewesen. Die Aktion war aber auch kein Foul. „Wenn man es so sieht, muss man nicht drumherum reden“, meinte Niederlechner bei der x-ten Sichtung dieser einen Szene, die die komplette Partie überlagerte. „Es war kein Elfmeter.“
„Es tut mir wirklich leid“
Jöllenbeck übernahm die Verantwortung und räumte seinen Fehler unumwunden ein. „Wenn ich die Bilder sehe, hätte ich den lieber nicht gegeben, eigentlich ist es kein Bundesliga-Elfmeter“, sagte der Referee dem TV-Sender Sky. „Einen klaren Treffer sehe ich hier nicht.“ Ohne Umschweife betonte er: „Es war falsch, es tut mir wirklich leid.“ Denn die Bilder würden für sich sprechen.
Der Augsburger Manager Stefan Reuter lobte Schiedsrichter Jöllenbeck ausdrücklich für dessen Selbstkritik. „Ich finde es immer super, wenn sich ein Schiedsrichter stellt“, sagte Reuter. Dadurch nehme ein Referee „sehr viel Druck“ heraus. „Für mich ist das zu viel Selbstkritik von seiner Seite“, meinte Reuter. „Es ist beachtlich, wenn er sich nach dem Spiel hinstellt. Es war aber extrem schwer zu entscheiden.“
Warum griff aber der Kölner Keller, wo die Videoassistenz sitzt, nicht ein? Denn ein vermeintliches Tor von André Hahn (32.) wurde später nach Intervention des Videoschiedsrichters wegen Handspiels nicht gegeben. „Vielleicht habe ich die Wahrnehmung auf dem Platz nicht sauber genug beschrieben und vielleicht war es deshalb nicht ganz klar, was gesehen wurde“, meinte Jöllenbeck.
In Richtung Videoschiedsrichter Tobias Stieler sagte er aber auch: „Ich hätte mir gewünscht, dass ich nachher korrigiert werde, egal was ich sage.“ Soweit kam es aber nicht. Das Image des Videoschiedsrichters ist ohnehin schon angekratzt. Svensson nutzte den Anlass zur Generalkritik. „Die wollten das wegklären mit dem Videoschiri, da werden aber einfach viel zu viele entscheidende Fehler gemacht“, schimpfte der Däne. Vor allem, wenn man die Chance habe, Szenen quasi „unendlich oft zu sehen“.
Die Mainzer können die Fehlentscheidung noch verkraften. Der Klassenverbleib ist im Grunde perfekt, der Abstand zu den internationalen Plätzen sehr groß. Svensson verwies aber auf die Augsburger Konkurrenten im Abstiegskampf: Hertha BSC, Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart. Was denken diese Klubs? „Wir werden nochmal in Ruhe darüber sprechen“, kündigte Jöllenbeck ein Gespräch mit seinem Kollegen Stieler an. „Wir haben alle Interesse daran, dass solche Elfmeter nicht stehen bleiben.“