Lange, bevor Felix Magath die Mannschaft von Hertha BSC übernahm, hatte er nach eigener Aussage schon ein Herz für den Berliner Bundesligaklub. Im Jahr 2012 war die Hertha mal wieder klamm, brauchte aber dringend neue Spieler. Magath, damals noch Trainer und Manager des VfL Wolfsburg, überließ den Suchenden seinen Fußballprofi Peter Pekarik „fast umsonst“, wie er am Montag bei seiner Vorstellung als neuer Trainer erzählte.
Von diesem Dienstag an werden Pekarik, der im Alter von 35 Jahren immer noch die rechte Außenbahn im Olympiastadion beackert, und Magath sich wieder täglich begegnen. Am Vormittag will sich der Trainer seiner neuen Mannschaft vorstellen, im Anschluss folgt die erste Trainingseinheit. Der slowakische Nationalspieler Pekarik ist der Einzige im Berliner Kader, der mit dem weitgereisten Trainer schon zusammengearbeitet hat, was ihn auch zu einer Informationsquelle für die jüngeren Kollegen macht. „Ich denke, dass sich der ein oder andere Spieler bei ihm bereits erkundigt hat, wie schön es die nächsten Tage wird“, frohlockte Magath.
Wie schön es in den kommenden Tagen und Wochen bei Hertha BSC zugeht, wird maßgeblich davon abhängen, ob es Magath gelingt, den Verein in der Bundesliga zu halten. „Nichts anderes zählt“, sagt Herthas Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic. Die aktuelle Situation erfordere, „dass wir noch mal alles auf Null stellen müssen“, so Bobic. Hertha ist in diesem Kalenderjahr noch sieglos und auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. Die jüngste Niederlagenserie hatte am Sonntag zur Trennung von Tayfun Korkut geführt. Korkut hatte die Mannschaft seinerseits erst im November von Pal Dardai übernommen, zu diesem Zeitpunkt stand Hertha noch nicht auf einem Abstiegsplatz.
Magath wie einst Rehagel?
Korkut gelang es nicht, die von Bobic gewünschten Fortschritte zu erzielen, stattdessen rutschte Hertha unter seiner Führung immer tiefer in den Kampf gegen den Abstieg. Neben all den Niederlagen in der Bundesliga tat vor allem das Pokal-Aus gegen den aktuell deutlich erfolgreicheren Stadtrivalen Union im eigenen Stadion weh. Letztlich konnte auch Bobic am von ihn geholten Korkut nicht mehr festhalten, auf ihn folgt in Person von Magath bereits der dritte Trainer in dieser Spielzeit.
Einige Beobachter fühlten sich bei der Verkündung von Magaths Verpflichtung an die Rückholaktion mit Otto Rehhagel vor zehn Jahren erinnert. Den holte Hertha ebenfalls aus dem Ruhestand. Rehhagel sollte die Berliner vor dem Abstieg retten, was nicht gelang. Hertha verlor in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf und stieg ab.
Seine Verpflichtung war „keine Kurzschlussreaktion“: Fredi Bobic (rechts) über Felix Magath
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Bild: dpa
So weit soll es mit Magath nicht kommen. Der inzwischen 68 Jahre alte Fußball-Lehrer hat zuletzt einen Klub in der Bundesliga trainiert, als Rehhagel mit Hertha abstieg. Danach arbeitete er noch in England und China, ehe er sich aus dem Tagesgeschäft zurückzog und nur noch beratende Tätigkeiten ausführte. Mit Magath hatte kaum jemand in und um Berlin gerechnet. Nicht ganz ohne Stolz erklärte Bobic dessen Verpflichtung, die ohne mediale Nebengeräusche abgelaufen war: „Für mich war er nie weg vom Fenster. Mit dem Gedanken habe ich schon länger gespielt“.
Magath bringe genau die jetzt geforderten Attribute mit. „Erfahrung, Disziplin und eine harte Hand im Umgang mit den Spielern“, so Bobic, der in den vergangenen Tagen kaum eine Gelegenheit ausgelassen hatte, die missliche Lage zu einem großen Teil dem fußballspielenden Personal anzulasten. Jenem Personal, das er noch im Spätsommer für tauglich befunden hatte, um eine ruhige Saison zu verleben. Daraus wurde nichts, deshalb jetzt die Rückkehr des sturmerprobten Magath. „In der Bundesliga ist es mir schon sechs, sieben Mal gelungen, mich mit meiner Mannschaft aus solch einer Situation zu befreien. Deshalb sehe ich diese Aufgabe als etwas, das auf mich zugeschnitten ist“, sagte Magath.