Coppa Italia : Perisic trifft zum Pokalsieg und stichelt gegen Inter
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Torschütze mit schlechter Laune: Ivan Perisic Bild: AP
Zum ersten Mal seit 2011 geht Juventus Turin leer aus: In einer rasanten Partie wird der frühere Bundesliga-Profi Ivan Perisic zum Mann des Abends für Inter. Gute Laune hat er deswegen dennoch nicht.
Mit einem zwei Toren in der Verlängerung hat der frühere Bundesliga-Profi Ivan Perisic Inter Mailand zum Sieg im italienischen Fußball-Pokal geschossen. Der Kroate sorgte am Mittwochabend im Finale gegen Juventus Turin für den 4:2 (2:2, 1:0)-Erfolg. Vor 67.944 Zuschauern im Römer Olympiastadion war der ehemalige Fußballer von Dortmund, Wolfsburg und Bayern zunächst per Foulelfmeter (99.) und kurz danach mit einem Weitschuss in den Winkel (102.) erfolgreich.
Europameister Nicolò Barella hatte Inter früh in Führung gebracht (6.), ehe nach der Pause Juventus durch zwei schnelle Treffer von Alex Sandro (50.) und Dusan Vlahovic (52.) die Partie drehte. Der einstige Leverkusener Hakan Calhanoglu rettete Mailand in einer rasanten Partie mit einem Foulelfmeter (80.) in die Verlängerung. In dieser sah Juve-Coach Massimiliano Allegri die Rote Karte (104.).
Während Inter damit noch Chancen auf das Double aus Meisterschaft und Coppa Italia hat, wird Juve erstmals seit 2011 wieder eine Saison ohne Titel abschließen: Die Turiner haben in der Serie A keine Chance mehr, in der Champions League waren sie im Achtelfinale gescheitert. Von 2012 bis 2020 war der Meistertitel neunmal in Serie an Juventus gegangen, im Vorjahr gab es immerhin noch den Pokalsieg zu feiern.
Im sogenannten Derby d'Italia jubelte Nationalspieler Barella nach einem Weitschuss. Juve war danach die aktivere Mannschaft, traf aber erst nach dem Seitenwechsel: Alex Sandro überwand Torhüter Samir Handanovic mit einem Schuss, bei dem der Keeper nicht gut aussah. Kurz darauf schloss Vlahovic einen Konter ab. Mit einem umstrittenen Strafstoß glich Calhanoglu aus. In der Verlängerung blieb Perisic nach einem viel klareren Foul ebenfalls vom Punkt cool. Und kurz darauf sorgte er mit einem sehenswerten Tor für die Entscheidung.
Nach dem famosen Abend aber war dem kroatischen WM-Zweiten nicht nur zum Feiern zumute. Es knirscht intern zwischen Perisic und den Inter-Bossen, wie der Routinier überraschend verriet. Ein Verbleib beim Meister der vorigen Saison scheint nicht sicher. Der Vertrag des 33-Jährigen läuft Ende Juni aus – Sportchef Giuseppe Marotta sagte vor dem Pokalfinale, dass er an eine Verlängerung glaube. Darauf angesprochen aber giftete Perisic nach dem Spiel: „So geht man nicht mit wichtigen Spielern um, man wartet nicht bis zum letzten Moment. Auch das gehört zur Wahrheit, das sollt ihr wissen.“
Offenbar fühlt sich der Angreifer, der in Deutschland für Borussia Dortmund, den VfL Wolfsburg und Bayern München aufgelaufen war, nicht wertgeschätzt. Bei Inter stehen zumeist Stürmer wie Lautaro Martinez im Fokus, zuletzt wurde auch über ein großes Interesse an Juve-Profi Paulo Dybala spekuliert. Dabei war der so talentierte Argentinier im Endspiel anders als Perisic weitgehend blass geblieben.
„Ich fühle mich als Anführer hier“, sagte Perisic, „und wenn die Mannschaft so stark ist, dann ist das auch einfacher.“ Nun will er mit Inter in den letzten beiden Spieltagen doch noch Meister werden und den Titel verteidigen. „Wir müssen gewinnen und dann abwarten. Aber wir glauben immer daran.“ Die Schwarz-Blauen liegen in der Tabelle der Serie A zwei Punkte hinter dem Stadtrivalen AC Mailand.
Europameister Giorgio Chiellini verlässt derweil nach 17 Jahren Juventus. Der Abwehrspieler bestätigte am Mittwochabend: „Ich überlasse meinen Platz den vielen Jungen, im nächsten Jahr werde ich nicht mehr hier sein.“ Die zwei verbleibenden Ligaspiele werden für den 37-Jährigen die letzten im Juve-Trikot sein. Er verabschiedet sich ohne Titel in diesem Jahr.
Chiellini war 2005 vom AC Florenz nach Turin gekommen. Mit Juve wurde er neunmal Meister und fünfmal Pokalsieger, er bestritt 559 Partien. Als Kapitän der italienischen Nationalmannschaft feierte er im vorigen Sommer den EM-Titel. Am 1. Juni gibt Chiellini seinen Abschied von der Squadra Azzurra im Duell des Europameisters gegen Südamerika-Champion Argentinien im Londoner Wembley-Stadion. Ob und wo er danach noch als Profi weiterspielen wird, sei noch nicht entschieden, sagte der Routinier am Mittwochabend. „In den nächsten Woche werde ich das gut abwägen. Ich habe keine Eile.“