Rodrygo brachte Real Madrid mit seinen zwei späten Toren zurück ins Spiel. Bild: AFP
Real ist gegen Manchester City im Halbfinale schon fast ausgeschieden, dann rettet ein Joker Madrid mit zwei Toren in letzter Minute in die Verlängerung. Dort nimmt Toni Kroos eine kuriose Rolle ein.
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Bei einem Weltklub wie dem Real Madrid Club de Fútbol achten sie selbstverständlich auf Details. So zieren nicht nur die Ärmel der Trikots eine Zahl, sondern auch die Eckfahnen im Estadio Santiago Bernabéu. Klein, aber doch deutlich zu sehen ist dort eine „13“. Es ist die Zahl der Titel, die Real im Europapokal der Landesmeister und dem Nachfolgewettbewerb, der Champions League, gewonnen hat. Niemand hat mehr. Der AC Mailand folgt mit sieben, der FC Bayern und der FC Liverpool mit je sechs. Womöglich baut Real Madrid seinen Vorsprung bald aus. Denn der Klub steht 2022 schon zum 17. Mal im Endspiel der Königsklasse.
Auch das ist, natürlich, ein Rekord – und ein Baustein des Mythos als größter Verein der Welt. Ob er das ist, mag Anschauungssache sein. Ohne Frage ist Real Madrid ein Klub für besondere Spiele, für magische Nächte, für atemraubendes Spektakel. Den Weg ins Finale am 28. Mai in Paris gegen Liverpool zieren außergewöhnliche Ereignisse auf dem Rasen. Das war in den Halbfinalduellen mit Manchester City nicht anders. Auf das 3:4 im Hinspiel vor einer Woche folgte ein 3:1-Sieg im eigenen Stadion nach Verlängerung. Es war kein Abend für schwache Nerven, aber für Liebhaber von Fußballdramen.
Als das Werk vollendet war, zogen die Spieler der Engländer enttäuscht von dannen, die aus Madrid neue Shirts über. Sie sahen aus wie die, die sie im Spiel getragen hatten, aber mit einem feinen Unterschied. Auf dem Rücken prangte eine große „14“, darüber stand „A por la“. Die Botschaft war klar: Auf geht’s zum 14. Titel. Sie waren, selbstredend, vorbereitet auf einen Einzug ins Endspiel. Doch an diesem Mittwochabend, den alle, die das Spiel gesehen haben, nicht so schnell vergessen werden, fehlte nicht viel, da wären die Shirts ein Fall für den Müll gewesen.
Nächstes Kunstwerk von Benzema
Manchester City war spät im Spiel nach einer klugen Vorlage durch Bernardo Silva und einem Schuss von Riyad Mahrez mit links hoch in die kurze Ecke in Führung gegangen (73. Minute). Nun hieß es insgesamt 5:3 für die Mannschaft von Pep Guardiola. Und die Zeit tickte unaufhörlich gegen Real. Doch seit 1986 weht der „Geist von Juanito“ durch Madrid. Der Stürmer hatte seinerzeit nach einem 1:3 im UEFA-Pokal-Halbfinale Gegner Inter Mailand gewarnt: „90 Minuten im Bernabéu sind sehr lang.“ Real drehte das Duell damals noch und zog – nach Verlängerung – ins Finale ein.
90 Minuten waren auch am Mittwoch sehr lang – und wurden noch viel länger. Der eingewechselte Rodrygo spitzelte eine Ablage von Karim Benzema zunächst zum Ausgleich ins Tor (90.) und traf per Kopfball gar zum 2:1 (90.+1). Innerhalb von nicht einmal 90 Sekunden war das Resultat der vorherigen 90 Minuten auf den Kopf gestellt. Gäbe es die Regel noch, dass Auswärtstore im Europapokal bei Torgleichheit entscheiden, hätte Manchester schon nach regulärer Spielzeit verloren. Die Chronologie erinnerte an die Finalniederlage des FC Bayern 1999 gegen Manchester United in der Nachspielzeit. So gab es nun in Madrid noch eine Verlängerung – des Leids für Guardiola und Co.