Relegation 2. Bundesliga : „Wir wollen Dynamo einen großen Kampf liefern“
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Ein Bild mit Aussagekraft: Auf dem Betzenberg wurde Fußball vor allem gekämpft. Bild: dpa
Im Relegations-Hinspiel trennen sich Dresden und Kaiserslautern torlos. Alle Beteiligten richten ihren Blick schnell auf das Entscheidungsspiel. Und sind bemüht, unerschütterliche psychische Stärke zu zeigen.
Für Fußball-Ästheten war das nichts. Viel Kampf, viel Krampf, wenig Spielkultur und kaum Ideen, wie dem Gegner beizukommen sei. Am Ende aber ist im Hinspiel der zweiteiligen Relegation zwischen dem Drittliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern und dem Zweitliga-Drittletzten SG Dynamo Dresden genau das geschehen, womit zu rechnen war. Guerino Capretti, der Dresdner Trainer, sah seine Ahnung beim 0:0 zwischen den beiden Mannschaften am Freitagabend bestätigt.
„Diese Spiele sind nicht schön“, fasste der Deutsch-Italiener die erste Hälfte des Klassenkampfs zusammen, „sie sind aber intensiv.“ Vor allem dann, wenn 46.895 leidenschaftliche Zuschauer dabei sind, die das Fritz-Walter-Stadion atmosphärisch von Anfang bis Ende aufluden – sei es als Fans der „Roten Teufel“, sei es im gelben Outfit des sächsischen Traditionsvereins. Doch so hoch die Stimmungswogen auch schlugen, so wenig ließen sich die beiden Teams davon inspirieren, ihre vorsichtige Grundhaltung aufzugeben.
Es wartet ja noch ein Rückspiel in Dresden am Dienstag auf die Mannschaften, die sich am Betzenberg nie so ganz aus ihrer strategischen Reserve locken ließen. So stand am Ende dieses Duells ein minimalistisches Remis mit jeweils nur einer veritablen Torchance auf beiden Seiten. Bei den Pfälzern nutzte Mittelstürmer Boyd die eine Gelegenheit nicht, als er frei zum Schüsschen kam, das der Dresdner Stark wegblockte (30. Minute); bei den Sachsen scheiterte Mittelstürmer Daferner mit einem plazierten Kopfballaufsetzer an Torhüter Raab (56.).
„Alles dafür tun“
Was folgte, war die Einstimmung auf den Tag der Entscheidung. Capretti, der die Dresdner Anfang März von seinem entlassenen Kollegen Alexander Schmidt übernahm und noch immer auf seinen ersten vollen Erfolg wartet, sieht sich und seine Mannschaft dicht davor, mit dem ersten Sieg auch sogleich das Klassenziel zu erreichen. Beim Blick zurück auf das, was noch nicht war, sagte er: „Wir haben aus jedem Spiel was mitgenommen und einen Mehrwert geschaffen für dieses allerletzte Spiel. Wir werden alles dafür tun, es für uns zu entscheiden.“
Dass sein sächsischer Kollege Dirk Schuster, der vor rund einer Woche zum Nachfolger des nach zuletzt drei Lauterer Niederlagen entlassenen Marco Antwerpen ernannt wurde, dem Wiedersehen genauso zuversichtlich entgegenfiebert, versteht sich. „Wir fahren mit breiter Brust nach Dresden und gehen mit einem Ergebnis hier raus, das mich sehr optimistisch stimmt“, sagte er, ehe er im Detail auch kritische Worte für den Auftritt seiner zwar stets motivierten, gleichzeitig aber auch oft blockiert wirkenden Spieler fand.
Kann der FCK mit dem Dynamo-Stadion umgehen?
Während Schuster bei allem „Gänsehautfeeling“ über den Fan-Support bemängelte, dass „wir im letzten Drittel zu schlampig gespielt“ und in den Standardsituationen „überhaupt keine Gefahr ausgestrahlt haben“, hätte sich sein Kollege Capretti „gewünscht, dass wir ein bisschen sauberer mit dem Ball gespielt hätten“. Erst nach der Pause setzte sich die spielerisch bessere Qualität der Dresdner durch, ohne dass damit eine durchschlagende Wirkung verbunden gewesen wäre.
Also richteten alle Beteiligten ihren Blick rasch auf das Entscheidungsspiel in Dresden – erkennbar darum bemüht, unerschütterliche psychische Stärke zu zeigen. Chris Löwe, der linke Außenbahnspieler von Dynamo mit Lauterer Vergangenheit (2013 bis 2016), sagte beim Blick auf die Stimmungshochburg Dresden: „Ich bin gespannt, ob der FCK mit unserem Stadion genauso gut umgehen kann wie wir heute mit dem Stadion hier. Ich glaube, die können noch nicht so gut einschätzen, was am Dienstag auf sie zukommt.“
Auf der anderen Seite sieht Dirk Schuster, der 2014 mit seinen Darmstädtern Drittligaprofis das Relegationsrückspiel gegen den seinerzeit Zweitligasechzehnten Arminia Bielefeld auf der „Alm“ 4:2 nach Verlängerung gewonnen und damit den Aufstieg geschafft hatte, seine Lauterer bestens gerüstet. „Wir werden gut vorbereitet sein und wollen Dynamo einen großen Kampf liefern“, kündigte er an.
Der forschen Worte waren am Freitagabend schließlich genug gewechselt, was am Dienstag allein zählt, sind Taten. Dann erst beginnt die Relegation zwischen Dresden und Kaiserslautern so richtig. Am Ende wird unbändige Freude auf der einen und grenzenloses Entsetzen auf der anderen Seite stehen.