2:2 gegen Stuttgart : Die alten Anfälligkeiten des FC Bayern
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Die Bayern jubeln mit der Schale – mal wieder. Bild: Reuters
Am 33. Spieltag kann der Meister gegen den Drittletzten nicht gewinnen. Das hat Folgen für den Abstiegskampf. Und offenbart wieder, dass in München ein Sommer mit wichtigen Entscheidungen bevorsteht.
Jeder, der sich auf ein Fußballspiel gegen den VfB Stuttgart vorbereitet, weiß, was wahrscheinlich passieren wird, wenn man Borna Sosa und Sasa Kalajdzic genug Platz und Zeit gibt. Der deutsch-kroatische Außenverteidiger kann den Ball so präzise flanken, und der österreichische Mittelstürmer kann den Ball so gut köpfen, dass dieser Ball den Weg ins Tor früher oder später finden wird – sogar wenn dieses von Manuel Neuer gehütet wird. Das weiß wirklich jeder. Warum aber schienen es die Spieler des FC Bayern nicht zu wissen?
Am Sonntagabend waren im Stadion in München 50 Minuten vorbei, als dem FC Bayern passierte, was in einem Spiel gegen den VfB Stuttgart nicht passieren darf. Innerhalb von 20 Sekunden konnte Sosa den Ball dreimal mit seinem linken Fuß am passiven Außenverteidiger Benjamin Pavard vorbei in den Strafraum flanken, wo Kalajdzic lauerte.
Beim ersten Mal klärte der Innenverteidiger Dayot Upamecano, der dann einen fürchterlichen Fehler machte. Beim zweiten Mal klärte der Innenverteidiger Tanguy Nianzou, der davor mehr als einen fürchterlichen Fehler gemacht hatte. Beim dritten Mal klärten weder Upamecano noch Nianzou. So köpfte Kalajdzic den Ball zum 2:2 in das Tor von Neuer.
Am 33. Spieltag hat Stuttgart wegen Kalajdzic’ Tor einen verdienten Punkt in München gewonnen, wo ein Abstiegskandidat eigentlich keine verdienten Punkte gewinnt. Das hat Folgen für den finalen Spieltag: Der VfB hat nun drei Punkte Vorsprung auf den Tabellen-17. Arminia Bielefeld und nur noch drei Punkte Rückstand auf den Tabellen-15. Hertha BSC. Und weil er in der Tordifferenz sowohl Bielefeld als auch Berlin überlegen ist, wird er wohl nicht mehr direkt absteigen, vielleicht wird er sogar die Abstiegsrelegation vermeiden. Und was sind die Folgen für den FC Bayern?
Es wird nun vermutlich in Kommentarspalten stehen, dass die Meisterspieler aus München mit Sosa und Kalajdzic unter anderem überfordert waren, weil viele von ihnen am vergangenen Sonntag und Montag gemeinsam in Ibiza waren („als teambildende Maßnahme“; Sportvorstand Hasan Salihamidzic) und wohl nicht nur stilles Wasser geschlürft haben.
Diese Argumentation ist aber so verdünnt wie die Cocktails in einer durchschnittlichen deutschen Ibiza-Bar. Wer sie in den Mittelpunkt seiner Analyse stellt, verharmlost die sportlichen Schwierigkeiten, die nicht nur für dieses 2:2, sondern auch für den Sommer an der Säbener Straße entscheidend sind.
In der ersten Saison unter dem Trainer Julian Nagelsmann ist die Abwehr immer noch anfällig. Das führte zum ersten Gegentor durch Tiago Tomás (8. Minute) – und zu genug guten Chancen für den VfB. Und so stand es stellvertretend für die schwache Spätphase dieser Bayern-Saison, dass die Münchner Spieler im eigenen Stadion etwas ratlos rumstanden und später auf die Übergabe der Meisterschale warteten, während die Stuttgarter Spieler mit ihren Fans feierten.