Trainer von Eintracht Frankfurt :
Was Oliver Glasner besonders macht

Von Ralf Weitbrecht, Sevilla
Lesezeit: 2 Min.
Frankfurter Ruhepool: Oliver Glasner
Oliver Glasner gehört nicht zu den Lautsprechern der Fußballbranche. Durch den Gewinn seines ersten internationalen Titels kennt jetzt aber ganz Europa den ruhigen Österreicher.

Die Zukunft ist ihm nicht wichtig, die Vergangenheit auch nicht. Was für Oliver Glasner zählt, ist das Hier und Jetzt. Carpe diem. Es ist sein Lebensmotto. Immer wieder betont dies der Fußballtrainer. Mit Eintracht Frankfurt hat er das denkbar Beste aus diesem Tag gemacht. Glasner, 47 Jahre alt, gehört jetzt zu den Großen seiner Zunft, denn er hat seinen ersten internationalen Titel gewonnen: Sieger der Europa League mit Eintracht Frankfurt.

Für die Hessen ist es der größte Coup seit dem UEFA-Pokal-Erfolg 1980. Eine halbe Ewigkeit ist das her. Glasner war damals ein kleiner Bub. Längst ist er eine gestandene Persönlichkeit, gereift im Sport, erprobt auch im Leben abseits des Platzes. Drei Kinder hat der Familienvater. Glasner ist Österreicher, geboren in Schärding.

In der Glitzerwelt des Profifußballs gehört er nicht zu den Lautsprechern der Branche. Feinsinnig, freundlich, kompetent: Schon in seiner aktiven Zeit als Profi beim SV Ried war er der strategische Kopf, der Macher, Ideen- und Impulsgeber. Ein Mann mit Bodenhaftung – und einem einschneidenden Erlebnis.

Karriereende nach Hirnblutung

Am 31. Juli 2011 hatte er sich in einem Spiel bei einem Kopfballduell eine Gehirnerschütterung zugezogen. Weitere medizinische Untersuchungen ergaben ein Subduralhämatom, eine Hirnblutung, die tödlich enden kann und sofort operiert werden musste. Der rechtzeitige Eingriff bewahrte Glasner vor Schlimmerem. „Das Schicksal hat es noch einmal gut mit mir gemeint“, sagte er damals. Seitdem habe er gelernt, „sich nicht über jeden Quatsch aufzuregen“. Als die Ärzte ihn für geheilt erklärten, beendete Glasner trotzdem seine Karriere.

Aus dem Spieler, der einst bei seinem Heimatklub seine spätere Frau kennenlernte, die dort als Sekretärin arbeitete, wurde der Trainer. Erst in Ried, dann beim Linzer ASK. Der Sprung über die Landesgrenze führte ihn nach Wolfsburg. Mit dem VfL gelang ihm, was auch jetzt bei der Eintracht glückte: Mit ruhiger Hand und einer klaren Idee von attraktivem Angriffsfußball hat er nun auch die Frankfurter in die Champions League geführt.

Bereit sein für Neues. Was für seine Spieler gilt, trifft auch auf Glasner zu. In Frankfurt wohnt er mittendrin am Main in Sachsenhausen, ist ganz nah dran am Puls der Zeit. Er ist offen, interessiert, wissbegierig. Abends kann man ihn schon einmal bei einem Schoppen in einer Apfelweinwirtschaft treffen.

Der Sport in der Stadt fasziniert ihn. Bei Basketballspielen der Skyliners schaut er ebenso zu wie auch bei den Eishockey-Löwen. Wann immer es passt, ist seine weiterhin in Österreich lebende Frau an seiner Seite. Nach dem Coup mit der Eintracht hat er jetzt wieder mehr Zeit für die Familie. Am Wochenende geht Glasner in Urlaub.