SGE-Spielerin Barbara Dunst : „Ich zocke einfach richtig gerne“
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Trickreich: Barbara Dunst am Ball Bild: picture alliance / foto2press
Barbara Dunst hat sich bei Eintracht Frankfurt in den Vordergrund gespielt. Der Trainer setzt voll auf seine gefährliche Distanzschützin – „eine verrückte Type“, die in die Champions League will.
Wir können es kaum abwarten“, sagt Mittelfeldspielerin Barbara Dunst. „Wir hoffen“, sagt Trainer Niko Arnautis, „dass die Mannschaft einfach schweben wird.“ Dem großen Sehnsuchtsziel entgegen. Seit 2016 gibt es in Frankfurt keine internationalen Frauenfußball-Spiele auf Vereinsebene mehr zu sehen.
Es war ein harter Schnitt: Vom einstigen Dauergast zum dauerhaften Abstinenzler. Die Frauen der Frankfurter Eintracht sind nun noch einen Schritt entfernt, sich über Bundesligarang drei für die Champions League zu qualifizieren. Ein eigener Sieg im Heimspiel gegen Werder Bremen an diesem Sonntag (14.00 Uhr bei MagentaSport) und kein Sieg von Turbine Potsdam im Parallelspiel beim entthronten Meister Bayern München – dann wäre es geschafft.
Zum Saisonfinale erwartet die SGE mit über 3000 Zuschauern die größte Kulisse, die sich seit Jahren im Stadion am Brentanobad eingefunden hat. Zu sehen bekommen werden die Besucher auf jeden Fall ein Energiebündel mit dunklem Pferdeschwanz, das kreuz und quer über den Rasen hetzt und sich am liebsten immer auf Ballhöhe aufhält.
Aus der Distanz erfolgreich
Barbara Dunst hat in dieser Saison den größten Entwicklungssprung vorwärts gemacht im Frankfurter Kader. Einst meist etwas im Schatten einiger Mitspielerinnen und auf der Außenbahn spielerisch nie ganz heimisch, hat sich die österreichische Nationalspielerin in dieser Spielzeit in den Vordergrund gespielt und nicht selten die Mitspielerinnen mit ihrer Tat- und Schusskraft mitgerissen. Ihre Spezialität: (Wichtige) Tore aus der Distanz.
Fünf sind es bislang, meist aus 14 Metern oder mehr Torentfernung erzielt. Dunsts Volltreffer im vorigen Heimspiel gegen Leverkusen zum spät gesicherten Heimsieg hat die Eintracht überhaupt im Rennen gehalten im Duell um Rang drei mit den nunmehr punktgleichen Potsdamerinnen.
„Ich zocke einfach richtig gerne. Ich würde am liebsten den ganzen Tag über Fußball spielen“, sagt die 24-Jährige, die bei allen 21 Saisonpartien in der Startformation stand. Auch wüssten die Trainer, „dass ich mich gerne in Gyms aufhalte“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Die weiter verbesserte Athletik, ihre Position weiter innen im Mittelfeld und die neu entdeckte Torgefährlichkeit haben der Grazerin den Weg gewiesen zu einer kompletten Profispielerin.
„Immer Bock zu kicken“
„Sie ist eine verrückte Type, die immer Bock hat zu kicken“, erzählt Trainer Arnautis. „Sie ist laufstark, schnell, trickreich und technisch gut. Sie schöpft ihr Potenzial immer mehr aus.“ Dieses wird Barbara Dunst, die bei der SGE nur „Baba“ gerufen wird, auch auf Sicht weiter in Frankfurt tun. Unlängst hat sie ihren Vertrag am Main bis Mitte 2024 verlängert.
Fortan sollen Champions-League-Spiele zum sportlichen Alltag des mit Nationalspielerinnen gespickten Teams gehören. Barbara Dunst hatte als eine der wenigen im Kader schon mal das Vergnügen. Mit ihrer St. Pöltener Mannschaft. „Da war ich noch ein Küken. Aber dieser Tage habe ich mich häufig daran zurückerinnert. Dieses Gefühl würde ich mit dieser supertollen Eintracht-Mannschaft gerne wieder erleben“, sagt die Nimmermüde aus der Steiermark.
Mit Verena Hanshaw, der seit Monaten verletzten Virginia Kirchberger und Laura Feiersinger geht ein österreichisches Quartett am Main an den Start. Und nach dem spannenden Saisonfinale in Frankfurt wartet auf sie das „wohl größte Highlight meiner Karriere“, so Dunst, die ihre gesamte Jugendzeit in Jungenmannschaften verbrachte und mit 15 Jahren schon in der österreichischen Bundesliga debütierte. Ihr Nationalteam bestreitet im Sommer bei der Europameisterschaft – ein Turnier, das neue Maßstäbe im Frauenfußball verspricht - das Eröffnungsspiel gegen die englischen Gastgeberinnen.
„Traum von Europa lebt“
Aber zunächst gilt es die Bundesliga-Pflichtaufgabe gegen die vor dem Abstieg geretteten Bremerinnen zu erledigen. Die 0:1-Hinspielniederlage gegen einen sperrigen, defensivstarken Gegner aus Norddeutschland dürfte Warnung genug sein. Hätten sich die Eintracht-Frauen damals an der Weser nicht ihre schlechteste Saisonleistung erlaubt, sie könnten nun die finalen Saisondinge aus eigener Kraft regeln. Doch das Lamento darüber hilft nicht mehr. Vielmehr: „Unser Traum von Europa lebt“, sagt Sportdirektor Siegfried Dietrich. Aber nur wenn Bayern München seine Favoritenrolle gegen Potsdam ernst nimmt.