Frankfurt im Endspiel :
Die Eintracht muss hungrig bleiben

Peter Heß
Ein Kommentar von Peter Heß
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Entspannt bleiben – aber nicht zu locker werden. Das sollte die Losung sein für Kevin Trapp und die Eintracht.
Von wegen nichts zu verlieren: Für die Eintracht geht es im Finale der Europa League nicht nur um den Pokal, sondern auch um viele Millionen Euro.

Das 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach gehört zu den Bundesliga-Ergebnissen der Frankfurter Eintracht in den vergangenen Jahrzehnten, die den geringsten Einfluss auf die Vereinsgeschichte haben werden. Kürzer ausgedrückt: Kein Hahn kräht danach. Noch nicht einmal die Rückkehr von Trainer Adi Hütter mit seiner neuen Mannschaft verlieh der Begegnung einen Schuss Würze, da der Österreicher in dieser Woche über seinen Schatten gesprungen war und offen sein Fehlverhalten während des Abnabelungsprozesses von Frankfurt zugab.

Nicht mal Eintracht-Trainer Oliver Glasner mag den Anschein erwecken, dass es in dieser Spielzeit noch um irgendetwas anderes als das Finale der Europa League geht. Es ist ein besonderes Endspiel für die Eintracht, nicht nur weil es das erste europäische nach 42 Jahren ist. Nicht nur weil sich Europa-League-Sieger so schön auf dem Briefkopf liest. Es geht um sage und schreibe 30 Millionen Euro.

Denn bei einem Triumph ziehen die Frankfurter in die Gruppenphase der Champions League ein und werden sogar in Lostopf eins der besten Teams gesetzt. Sollten die Frankfurter sich in der Königsklassen-Kampagne dann nur ähnlich kämpferisch und halbwegs erfolgreich schlagen, erhöhten sich die Prämien schnell auf 35, 40 und 45 Millionen Euro. Zudem würde Gruppenplatz drei zu einem Überwintern in der Europa League führen. Bei einer Niederlage in Sevilla kann sich die Mannschaft ganz auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren und auf die Freundschaftsspiel-Aktion „Eintracht in der Region“.

Lernen von Schwarzenegger

Alles oder nichts – die Überschrift trifft nicht auf das Finale gegen die Glasgow Rangers zu, denn die Eintracht benötigt den Geldregen nicht zum Überleben. Aber das Leben würde schon sehr viel angenehmer, und der ehrgeizige Plan, irgendwann nicht nur zu den Top Ten des deutschen Fußballs zu gehören, sondern zu den Top Six, würde sich schneller in die Tat umsetzen lassen.

Deshalb wäre es einfach falsch, die Losung an die Mannschaft auszugeben: „Nur kein Druck, toll, was ihr schon mit der Finalteilnahme erreicht habt, ihr könnt gar nicht mehr verlieren.“ So ähnlich hatte es der Leipziger Trainer Domenico Tedesco formuliert – vor dem Ausscheiden seiner Mannschaft im Halbfinale gegen Glasgow.

Die Erfolgsformel von Arnold Schwarzenegger, der es vom Kärntner Muskelprotz zum Mister Universum, Starschauspieler und Gouverneur von Kalifornien brachte, hieß: „Stay hungry.“ Hungrig bleiben heißt es auch für die Eintracht, damit der Hunger nach Kapital gestillt wird.

Public Viewing im Stadion

Eintracht Frankfurt wird das Finale der Europa League im eigenen Stadion auf Großbildleinwand übertragen. Die Hessen wollen am kommenden Montag (9.00 Uhr) den Vorverkauf für das Spiel gegen die Glasgow Rangers starten, das am 18. Mai (21 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League und bei RTL) in Sevilla stattfindet.

Die Tickets für den Eintritt in das WM-Stadion von 2006 sollen zehn Euro kosten. Dort wird eine Leinwand mit der Größe von 400 Quadratmetern aufgestellt. Für Frankfurt ist es das erste internationale Endspiel seit 1980. Für das Stadion von Sevilla haben die Hessen ein Kontingent von 10.000 Karten bekommen. / dpa